Berlin – Die Geschichte von Hertha BSC und Helmut 'Fiffi' Kronsbein nimmt ihren Anfang in der Saison 1966/67. Nach dem vom DFB verhängten Zwangsabstieg des Hauptstadtclubs möchte der Verein unbedingt zurück ins Fußball-Oberhaus. Der in Danzig geborene Fußballlehrer, ehemaliger Lehrling von 'Sepp' Herberger, soll dabei die prägende Persönlichkeit werden. Dem Coach, der 1954 mit Hannover 96 sensationell Deutscher Meister wurde, eilt ein Ruf als Disziplinfanatiker voraus. Die Spieler sind bereit, diesen Weg mitzugehen – und der Erfolg gibt Kronsbein recht. In der Aufstiegsrunde gelingt den Berlinern 1968 im zweiten Anlauf die ersehnte Rückkehr in die Bundesliga.
Kronsbein formt ein Spitzenzeam
In der höchsten deutschen Spielklasse baut Kronsbein eine Mannschaft auf, die nach dem Klassenerhalt 1969 sogar den Anschluss an die Platzhirsche Bayern München und Borussia Mönchengladbach herstellt. Im Aufgebot der Blau-Weißen stehen Akteure wie Wolfgang Gayer, Lorenz Horr und Bernd Patzke – absolute Wunschspieler des Übungsleiters. In der Saison 1969/70 landen die Herthaner auf dem bemerkenswerten dritten Tabellenplatz und freuen sich über zwei historische Höhepunkte: den höchsten Bundesliga-Sieg der Geschichte gegen Borussia Dortmund (9:1) und die höchste offizielle Zuschauerzahl der Eliteliga beim 1:0 gegen den 1. FC Köln (88.075). 710.000 Besucher pilgern zu den 17 Heimspielen in das Berliner Olympiastadion, andere Vereine fürchten bei einem derartig anhaltenden Zuschauerzuspruch und den damit verbundenen Einnahmen bereits den Abgang ihrer Leistungsträger zu den Blau-Weißen.
In der darauffolgenden Spielzeit setzt der Hauptstadtclub seine gute Entwicklung fort: Knapp 750.000 Besucher strömen insgesamt ins Olympiastadion und bestaunen 16 Heimspiele ohne Niederlage. Der spielstarke ungarische Nationalspieler Zoltán Varga sticht aus Kronsbeins Team hervor. Am letzten Spieltag verlieren die drittplatzierten Herthaner die aus ihrer Sicht zwar sportlich unbedeutende Partie gegen Arminia Bielefeld. Doch kurz darauf stellt sich heraus, dass bis auf Lorenz Horr alle Stammspieler in eine Manipulation dieser Partie verwickelt waren. Dieser Skandal geht nicht spurlos am Verein vorbei. Umso erstaunlicher, dass der Trainer mit seiner Mannschaft die Tabelle 1971/72 noch auf Rang 6 abschließt. Das Team war gespickt mit Neuzugängen wie Erich 'Ete' Beer, Erwin Hermandung oder Michael Sziedat. Aus der Elf der Vorjahre blieb knapp die Hälfte der Akteure, die jedoch nach und nach mit Sperren belegt wurden.
Der Neuaufbau
Vor der Saison 1972/1973 setzt 'Fiffi' Kronsbein den Neuaufbau fort. Mit Nachwuchsspieler Wolfgang Sidka und den Neuzugängen Holger Brück, Gerhard Grau, Hans 'Hanne' Weiner, die zuvor noch nie in der Bundesliga gespielt haben, formt er langjährige Leistungsträger. Die Mannschaft verstärkt der Trainer im Saisonverlauf mit Abwehrroutinier Ludwig 'Luggi' Müller sowie Torjäger Kurt 'Kudi' Müller weiter. Entgegen der Voraussage der meisten Fußballexperten führt er Hertha BSC trotz vier Niederlagen zum Saisonauftakt letztendlich auf den 13. Tabellenplatz. In der Saison 1973/1974 schafft es der Trainer sogar, seine Elf in der oberen Tabellenhälfte zu etablieren.