Berlin – Nach dem Gewinn der Berliner Meisterschaft 1956/57 muss Hertha BSC in den folgenden drei Spielzeiten zunächst den Veilchen von Tennis Borussia und danach zweimal dem SC Tasmania 1900 die Berliner Fußball-Krone überlassen. Vor Beginn der Spielzeit 1960/61 setzt sich Trainer Johannes 'Hanne' Sobek zum Ziel, seine Mannschaft auf den Berliner Fußball-Thron zurückzuführen. Der Titelträger der Berliner Stadtliga wird in einer dreifachen Spielrunde ermittelt. Jede der zehn teilnehmenden Mannschaften hat 27 Partien zu bestreiten und trifft dabei jeweils dreimal (zu Hause, auswärts und auf neutralem Platz) auf die anderen neun Teams. Neben dem amtierenden Titelträger aus Neukölln misst sich Hertha BSC mit den beiden Aufsteigern BFC Südring und BSC Kickers 1900 sowie mit dem Berliner SV 1892, dem BFC Viktoria 1889, Hertha 03 Zehlendorf, dem Spandauer SV, Tennis Borussia und Wacker 04.
Der Weg zur Berliner Meisterschaft
Die 'große' Hertha startet bei der 'kleinen' Hertha aus Zehlendorf mit einem 1:0-Auswärtssieg vor 6.500 Zuschauern im Ernst-Reuter-Stadion. In den folgenden 19 Saisonspielen erringt die Elf von der 'Plumpe' zwölf Siege und sieben Remis, darunter ein deutliches 5:1 vor 20.000 Fans im Neuköllner Stadion sowie ein 2:2 vor 18.900 Zuschauern auf dem Herthaplatz gegen den schärfsten Konkurrenten SC Tasmania 1900. Nach 20 Spieltagen wird das Dilemma des noch ungeschlagenen Tabellenführers mit einem Durchschnittsalter von nur etwas über 23 Jahren deutlich. Nicht die lediglich zwei Trainingstage pro Woche – alle Spieler sind in der weiträumigen Viersektorenstadt Berlin berufstätig – stellen ein Problem dar, sondern die überschaubare sportliche Herausforderung in der Stadtliga. Dementsprechend äußert sich Trainer Sobek in einer im 'Kicker' veröffentlichten Sonder-Reportage entsprechend mit den Worten: "Viel wichtiger als ein dritter Trainingstag wäre, unsere Spieler würden sonntags mehr gefordert!"
Tatsächlich geben sich die Blau-Weißen erst eine Blöße, nachdem der Meistertitel am 24. Spieltag durch ein 3:1 gegen den Spandauer SV endgültig gesichert ist. In der darauffolgenden Partie unterliegt die noch siegestrunkene Mannschaft dem entthronten Vorjahresmeister SC Tasmania 1900 vor 11.000 Fans im Poststadion mit 0:1. In den beiden abschließenden Spieltagen kehrt die Mannschaft jedoch in die Erfolgsspur zurück und verbucht zum Saisonende zwei deutliche Siege bei Wacker 04 (5:2) und gegen Viktoria 1889 (3:0). Der mit sechs Punkten Vorsprung unangefochtene neue Titelträger beendet die Spielzeit mit 44:10 Punkten aus 18 Siegen, acht Remis und einer Niederlage. Mit 69:19 Toren stellt die Mannschaft von der 'Plumpe' zudem den treffsichersten Angriff sowie die beste Defensive. Die neun Heimspiele auf dem Herthaplatz besuchen über 84.000 Anhänger, was Hertha BSC mit einem durchschnittlichen Zuschauerzuspruch von fast 9.350 auch den Spitzenplatz in dieser Tabelle einbringt. Die Leistungsträger der Blau-Weißen auf dem Weg zum 17. Berliner Meistertitel sind Mannschaftskapitän Dr. Günter Schüler, der alle 27 Saisonspiele bestreitet, sowie der 'Dicke', Helmut Faeder, Peter Engler und Klaus Taube, der in lediglich elf Einsätzen zwölf Tore beisteuert. Weitere Stützen sind Jürgen Schmiege, Lothar 'Wanze' Groß, Hans-Günter Schimmöller, Peter Schlesinger, Lutz 'Huscher' Steinert und Hans-Joachim 'Atze' Altendorff.